Von der Abhängigkeit zur Angebundenheit
In der Angebundenheit verwandeln sich Beziehungen in Begegnungen und Abhängigkeiten in Freiheit.
Uns fehlt Angebundenheit. Und die Seele schweigt.
Wir versuchen von der Welt im „Außen“ und den „Anderen“ etwas zu beziehen, anstatt aus einem Genährt-sein wahre Begegnungen zuzulassen.
Die ursprünglichste und ausschlaggebendste Beziehung, die wir führen ist die zum Leben. Diese Beziehung ist nicht verschieden von unser eigenen seelischen Beziehung zu uns selbst. Und alle weiteren Beziehungen sind Symptome dieser ursprünglichsten aller Verbindungen.
Angebundenheit
Die intakte und geordnete Verbindung zum Leben, zur Schöpfung und zur Seele, können wir Angebundenheit nennen. Angebundenheit, die wir in unserer Essenz selbst sind.
In der Angebundenheit, als primordialen seelischen Seinszustand, strömt das Leben mit all seinen Aspekten durch uns, formt uns und belebt uns. Ein energetischer Strom aus Gedanken, Gefühlen, Inspirationen und endlosen weiteren Informierungen.
Wir erleben. Wir sind ein Instrument der Schöpfung. Wir sind ein Kanal des Lebens, durch den Es sich zu mannigfaltigem Ausdruck verkörpert.
Glück und Gesundheit bedeutet aus dieser Perspektive, ganz und gar angebunden und von der Schöpfung erfüllt zu sein.
Erleben wir uns in der Angebundenheit, so sind wir gänzlich genährt und haben die Grundlage für wahre Freiheit in der Welt und in unseren Interaktionsräumen (oder: Beziehungen) geschaffen.
Denn echte Angebundenheit bedingt Unabhängigkeit im „Außen“, Freiheit im „Innen“ und stellt uns Energie und kreative Möglichkeiten frei und intelligent zur Verfügung. Unabhängigkeit im Außen bedeutet nicht, Flucht vor der Welt oder Abgetrenntheit oder Nichts, sondern ein freies und genüssliches Eintauchen in die Welt hinein.
Im Angebunden-Sein können wir den „Anderen“ begegnen, Gemeinsamkeit erleben, benötigen sie aber nicht, um genährt zu sein. Wir sind es bereits.
Wir können Menschen wahrhaft kennen- und liebenlernen, ihnen begegnen, anstatt sie zu benutzen, um seelische Verkümmerung kompensatorisch zu füllen. Wir können uns aus der genährten Fülle aufeinander zubewegen, annähern, uns potenzieren, uns ergänzen; ohne uns auszusaugen und zu verzerren.
Abgetrenntheit
Schneiden wir uns jedoch von unserer Angebundenheit an das Leben ab, verlieren wir uns, verlieren Glück, verlieren Freiheit. Wir sind nicht mehr vom Leben genährt, wir sind nicht mehr getragen. Wir fühlen uns verloren und abgetrennt, weil wir es sind. Wir sehnen. Nach Integrität, nach Energie, nach Seele, nach Uns.
Sich gegen die Angebundenheit und alles, was das Leben mitbringt zu entscheiden, impliziert die Unwilligkeit bestimmte Erfahrungen und Informationsströme zuzulassen und sie frei durch uns, das schöpferische Instrument Mensch, fließen zu lassen.
Die Realität ist wie ein Strom der Zeit, der sich durch uns hindurch manifestiert. Eine Weigerung gegen die Realität ist immer die Entscheidung für die Illusion. Der Sündenfall.
Die Weigerung gegen das, was ist und das, was fließt, nimmt energetische Dynamiken des Unterdrücken, Abkapseln, Blockieren oder Zerlegen an. Erst geschieht es unterbewusst und subtil; für die meisten von uns nicht wahrnehmbar. Irgendwann nimmt es aber auch physische Gestalt an; spätestens dann ist es ersichtlich, fühlbar und nicht allzu selten “aller höchste Eisenbahn”. So entstehen Krankheiten und allerlei bunte Symptomatiken.
Über einen längeren Zeitraum, führt die stille Rebellion gegen den nährenden Lebensstrom zur Fragmentierung des Selbst. Der einst freie Bewusstseinsraum, die Weite der eigenen Seele, wird immer kleiner und schrumpliger. Die Zeit rast an uns vorbei. Das, was den Strom der Zeit erfahren wollte, ist nicht mehr „da“. Nicht mehr im Hier-und-Jetzt. Nicht mehr präsent und angebunden.
Ein akzeptiertes Schicksal scheint es zu sein, dass die Zeit mit dem Älterwerden schneller vergeht. Die Zeit vergeht jedoch nur schneller, je enger und fragmentierter der Mensch ist. Und das passiert bei den meisten Menschen als stiller Prozess über ein ganzes Leben hinweg.
Neben der zunehmenden Abgespaltenheit und der abnehmenden Angebundenheit, fehlt es an ganzheitlicher Integrität, Selbstwahrnehmung und Selbstliebe. Wir fangen an, durch unsere kompensatorischen Handlungen Fremdes und Illusionäres in uns aufzunehmen und zu eigen zu machen. Wir können nicht mehr unterscheiden.
Die Unordnung nimmt zu. Das Chaos wird größer. Leben erscheint zu komplex und zu undurchschaubar, um noch irgendetwas klar sehen, verstehen oder erfahren zu können. Eine einzige graue Masse.
Jetzt ist der Mensch nicht nur ein aufgespaltenes, sondern ein sich selbst komplett fremdes Wesen. Vom Leben verbannt, durch sich selbst. Aus dem Garten der Seele rausgeworfen, durch sich selbst. In der Hölle der Welt selbst aufgeopfert schmorend.
So wird das Denken und die Lebensführung öffentlich betreut, abgenommenen und korrekt umtrainiert. Für das Gemeinwohl. In solch einem fremdartigen und aufgespaltenen Zustand, der mit Lebendigkeit nicht mehr viel zu tun hat, ist das Denken und das freie Verknüpfen von Informationen sowieso kaum noch möglich.
Je weniger ein Mensch also angebunden ist, desto verzweifelter fängt der Unterernährte an, im Außen und bei Anderen, die fehlende Angebundenheit zu kompensieren und sich so zu nähren und sich „am Leben“ zu halten. Das lernen wir von früh an und perfektionieren es oft ein Leben lang.
Wir dealen, handeln, schließen Pakte und manipulieren, machen uns abhängig voneinander, auf der verzweifelten Suche nach dem, was uns wirklich nährt, was wir sein könnten. Ein Instrument der Schöpfung. Ein freier Mensch, der das Leben in seiner Fülle lebt; durch die eigene Angebundenheit und den Einklang mit der Realität der Seele.
Stattdessen suchen und ächzen wir im Außen nach Partnern, Beziehungen, Beschäftigungen, Substanzen und Systemen, von den wir uns nähren und halten lassen, weil wir es selbst nicht mehr können. Weil wir uns selbst vom Leben abschneiden, uns den Hahn zudrehen und den Hals umdrehen.
Wir geben uns zufrieden mit einer oberflächlichen Erinnerung, mit einer schlechten Simulation von dem, was einmal sein wollte und immer noch sein könnte.
Wir sehen ein verwirrtes und abgetrenntes Individuum auf der Suche, sich die fehlende Angebundenheit und die seelische Integrität zu ersetzen und seine eigenen „kreativen“ Abhängigkeitsnetze und -Systeme zu erschaffen, anstatt wirklich schöpferisch zu sein.
Wie ein Junkie hängt der moderne Mensch an den Schläuchen der selbstgewählten Abhängigkeit, der Fremdbestimmung, der künstlichen Intelligenzen. Die Illusion lässt grüßen. Und der Mensch, hat einen stillen zerstörerischen Genuss gefunden.
Entscheidung
Der einzige Weg, der uns wieder zurück in die Angebundenheit führt, ist eine Entscheidung. Es ist die Entscheidung gegen ein Leben in äußerer Abhängigkeit und die Entscheidung für die Freiheit durch die Angebundenheit an das Leben und die Vereinigung mit der eigenen Seele.
Es ist eine grundsätzliche Entscheidung, wieder das eigene menschliche Potential zur Entfaltung bringen zu wollen, indem wir unsere wahre Größe in der Angebundenheit wiederentdecken.
Diese Entscheidung setzt voraus, sich nicht mehr gegen Ungewolltes und Unangenehmes zu wehren, sondern Leben in seiner gesamten köstlichen Bandbreite zu erfahren. Denn Leben in Fülle, Schönheit und Pracht begegnet uns nur in echter Angebundenheit, durch uns hindurch. Dazu gehören aber auch alle Emotionen, Gefühle und Gedanken, mit denen wir uns achso schwer tun.
Auf dem Weg der Veränderung und Heilung, verlangt das Leben von uns jedoch nicht alles alleine und isoliert machen zu müssen. Es ist ebenso wichtig die richtige Hilfe und Unterstützung zur rechten Zeit nicht abzuschlagen, wenn sie uns zur Verfügung steht. Aber auch das muss aus eigener Kraft und Überzeugung geschehen.
Oft scheint es, als würde Unterstützung und Inspiration von Außen kommen. Aber etwas im Außen zuzulassen und zu integrieren ist ausnahmslos eine innere Entscheidung. Und zwar immer in erster Instanz.
Es geht darum, nicht auf äußere Autoritäten und Bestimmungen zu vertrauen, die sich zwischen einen selbst und das Leben stellen und die eigene Angebundenheit ersetzen und gezielt missbrauchen.
Die helfende Frage, die wir uns immer wieder stellen können, lautet: Hilft mir eine Sache, Verantwortung zu übernehmen und Angebundenheit wieder zu erleben und so meine wahre Größe und Weite zu erfahren? Oder tut sie es nicht?
Das ist das Maß für alle Erfahrungen und Entscheidungen, die wir immer und immer wieder treffen müssen. So können wir unser Leben, seine Inhalte und die Einflüsse auf uns überprüfen, bewerten und bewusst entscheiden.
Die größte Falle auf dem Weg der eigenen Befreiung ist stets, eine Abhängigkeit durch eine andere zu ersetzen und nur die Farbe des äußeren Gewands zu verändern. Zu glauben frei zu sein, bedeutet nicht es wirklich zu sein. Verantwortung zu übernehmen hingegen schon.
Ein selbstkritisches und ehrliches Hinterfragen ist unausweichlich für den Weg zurück in die Angebundenheit und in die Einheit mit der Seele.
Wenn wir wahre Angebundenheit wirklich wollen, wenn wir das Leben und uns Selbst wollen, wird sich der Weg aufzeigen. Und zwar immer genau dort, wo wir gerade sind. Nirgendwo sonst.
Werkzeuge
Hier einige mögliche Werkzeuge und Hilfsmittel, um wieder mit uns und dem Leben in Verbindung zu treten:
Meditation, Osteopathie, Cranio Sacrale Therapie, ehrliches Mitteilen, Stille, Tanzen, Singen, Lachen, Weinen, Yoga, Gesprächstherapie, vernünftige Bücher lesen, (intuitives) Schreiben, Journaling, Malen, Kochen, Fasten, Kuchen essen, klassische Musik hören, Abstrahieren, energetische / ganzheitliche Medizin (zum Beispiel mit innerwise), professionelles Coaching, kreativer Selbstausdruck, Fragen stellen und Nachforschen, Zuhören, Neues ausprobieren, Musik machen, Beobachten, Workshops und Seminare besuchen, immer nur eine Sache gleichzeitig tun, Waldspaziergänge, Zeit alleine, Ruhe, Pausen, Schwimmen, Barfuß laufen, Reisen, auf Nachrichten verzichten (!), Social Media und sonstige Medien fasten, Nachdenken, guter Sex und Begegnungen.
Gruß, Felix.