Eine kurze Parabel über das Alter, den Sinn und das Geld
"Der Frieden der Alten vom Markt" entstand aus Gesprächen mit meiner Großmutter und über die Reflexion der Sinnfrage in Bezug auf das Altwerden, Einsamkeit und die Veränderung der Rolle im Leben.
Ich erinnere mich noch gut an ein Bild, das in mir zu blühen begann, als ich über die Arbeit meiner Großmutter nachdachte. Ich sah eine ältere japanische Frau vor meinem inneren Auge, die einsam in ihrem kleinen Haus wohnte und ein achtsames und bedachtes Leben führte. Sie ging einer handwerklichen und kreativen Tätigkeit nach und bemalte einige Steine oder schnitzte mit Holz. Ich bin mir nicht ganz sicher. Die alte Frau ging darauf hin auf einen Markt und setzte sich auf einen flachen Hocker auf den Boden und breitete eine schöne kleine Decke mit Mustern vor sich ebenfalls auf dem Boden aus. Es schien als säße sie oft dort. So kamen immer wieder verschiedene Menschen zu ihr, um ihr die kleinen, liebevollen und achtsamen handgefertigten Gegenstände abzukaufen. Die Arbeit und das stille Handeln auf dem Markt, beglückte und beseelte sie auf eine sehr sanfte und tiefe Art und Weise. Da sie eine Witwe war, war sie geprägt vom Schmerz des Verlassenwerdens und stets in stiller Erinnerung an ihr langes geteiltes Leben mit ihrem nun verstorbenen Ehemann. Diese Aufgabe allerdings brachte ihr eine unterschwellige Genugtuung und Zufriedenheit, denn sie ging einer praktischen Aufgabe nach, die sie mochte und sie ging regelmäßig auf den Markt, um dort ihre kleinen Kreationen anderen Menschen gegen einige bare Münzen anzubieten. Am meisten genoss sie dabei das Gefühl ein Teil des täglichen Geschehen des Marktes und des treibenden Tuns der Welt zu sein. Sie konnte diese Dazugehörigkeit auf eine ruhige und andächtige Art genießen, während sie etwas abgeschieden und demütig, ihres Alters entsprechend, einen Platz fand, der ihr gut tat und zu ihrer Empfindung passte. Auch die Münzen brauchte sie nicht wirklich. Dennoch waren sie ihr wichtig, da jede Einzelne, die sie mit ihrer Arbeit erhielt, zu ihr sprach, gutmütig und wohlwollend. Auf diese Weise, machten der kleine Verdienst und die Münzen der Alten klar, dass sie immer noch ein Teil des Lebens ist und dass sie das mühselige Treiben der Menschheit, so auf ihre ganz eigene Weise mit einem hellen und freundlichen Gedanken unterstützte. So findet die Alte ihren Gefallen an den verschiedenen Gesichtern und Augen der Menschen, die an ihrem Platz auf dem Markt vorbeikommen und anhalten, um ihre kleinen Waren zu betrachten und zu kaufen. Und obwohl sie in fast allen Gesichtern, das ihres verstorbenen Gatten sieht, genießt sie, trotzdem und auf ihre Art, den Anblick des Lebensfeuers der Jungen und des geteilten Leids der Alten. Denn mittlerweile weiß sie sicher: Beides ist Teil des Lebens, beides ist unausweichlich, beides sind die Seiten der gleichen Medaille, die alle Menschen um ihren Hals tragen und die sich das Leben nennt.
Felix